GOC 2010 in Stuttgart
24. German Open Championship
Mit rund 8000 Teilnehmern von allen fünf Kontinenten ist die jährlich im August stattfindende GOC das größte Tanzsportereignis der Welt. Aber auch das Renommee des Großturniers der allerhöchsten Klassen jedes Alters ist bereits das Zweitbeste nach Blackpool, dem englischen Mekka des Tanzens. Die GOC hat etwas mystisches, ja, ist umgeben von einer Aura. Woran liegt das?
Zunächst ist die Stuttgarter Liederhalle im Kongreßzentrum mit angeschlossenem Maritim und Reithalle sicher einer der schönsten Orte, wo ein Tänzer überhaupt nur seinem Sport nachgehen kann. Alles ist voller Glanz und ehrfurchteinflößende Kronleuchter sorgen für eine traumhafte Atmosphäre. In der Gesamtgröße des Komplexes verläuft sich die Tänzerschaft so sehr, dass niemals der Eindruck einer Massenveranstaltung entsteht. Nichts deutet darauf hin, dass hier doppelt so viele Tänzerinnen und Tänzer unterwegs sind wie beim Berliner Blauen Band oder bei Hessen tanzt.
Die Weltklasse des Tanzsports trifft hier von Montag bis Samstag zusammen. In keinem Turnierfeld stehen unter 100 Paare. 200, 300 und auch 400 Paare sind oft die Regel. Die Besten der Besten aus allen Ländern treten gegeneinander an. Manchmal nicht gut für die deutschen Ergebnisse, denn nicht selten scheidet ein deutscher Meister hier schon vor dem Semifinale aus. Oder bei den Kindern und Jugendlichen sind schon unter den letzten 48 gar keine Deutschen mehr dabei und die Turnierleitung spricht russisch, italienisch oder chinesisch. Deutlich zu spüren ist es, dass die Paare die GOC wichtig nehmen und vorbereitet sind. In vielen Turnierkalendern ist die GOC sicher der wichtigste Termin des Jahres. Der olympische Geist liegt ganz klar in der Luft.
Tanzsportler, Funktionäre, Trainer aus allen Ländern: Ein unglaubliches Stelldichein der Prominenz, und man trifft sie auf Schritt und Tritt. Und das alles das abgerundet mit einem Einkaufsparadies aus den großen europäischen Tanzshops. Jede Währung wird hier akzeptiert. Abendveranstaltungen werden in den dritten Programmen des Fernsehens übertragen. Und oft kommt die Musik am Abend nicht mehr von CD, sondern von einem Tanzorchester. Also, alles in allem ein richtig großer Spaß, den man irgendwann als Tänzer einfach erleben muss.
Jörg und Dorit Westphal waren in diesem Jahr zum ersten Mal dabei und reisten gemeinsam mit Holger und Sylvia Bernien. Zunächst stand am Dienstag wieder ein IDSF-Weltranglistenturnier Senioren I S Standard mit auf dem Plan. Vorrunden in 24 Heats am Dienstag, Zwischenrunden und Finals am Mittwoch. Mit dem 165. Platz von 180 schieden Dorit und Jörg bereits am Dienstag aus, waren allerdings im höchsten Maße zufrieden, denn erneut konnten sie sich in diesem Umfeld steigern. Holger und Sylvia schafften den Sprung in die erste Zwischenrunde und erreichten den 101. Platz. Gewonnen wurde das Turnier durch die Weltmeister Stefano Bernadini und Stefania Martellini aus Italien.
Am Donnerstag hatten Dorit und Jörg eine weitere Möglichkeit, ein international offenes A-Turnier. Die übermächtige internationale Konkurrenz in der eigenen Klasse ließ hier den beiden kaum Spielraum, so dass geteilter 49. Platz von 60 nicht glücklich machte, aber reichen musste. Die letzten deutschen Paare schieden allerdings im Semifinale alle aus, so dass die Finalrunde ausschließlich italienisch und russisch geprägt war. Stuttgart, wir kommen wieder…
Fotos: Kai Eggers