Tanzen im frostigen Tallinn in Estland
Am letzten Novemberwochenende flogen Dorit und ich nach Tallinn ins recht frostig-feuchte Estland. Die Reise war wieder ein ganz wunderbares Wochenende, das Tanzen entsprach durchaus wieder nicht den Wünschen.
Estland ist ein ganz wunderbar freundliches Land skandinavischer Prägung. Tallinn ist eine übersichtliche Metropole, die auch gerade in der Vorweihnachtszeit viel zu bieten hat. Ein wunderschöner Weihnachtsmarkt füllt den Marktplatz genau in der Stadtmitte umgeben von einer mittelalterlichen Hanse – Kulisse, die viele andere Ostseestädte in den Schatten stellt. Eine leckere nordische Küche, gern auch mittelalterlich gestaltet macht die Reise auch kullinarisch wertvoll. Erwartet haben wir eigentlich auch ein wenig Rest – Sowjetunion, aber davon ist schon nach gerade mal etwas über 20 Jahren nichts mehr zu finden. Schön ist, dass in Estland auf viele sonst von Ex – Ostblockstaaten gemachten kapitalistischen Fehlern von vorn herein Abstand genommen wurde.
Die Tallinn Open sind ein herrlich gut organisiertes Turnier mit zumindest im Seniorenbereich überschaubaren Feldern. Den Paaren wird ein tolles Ambiente geboten. Wir, Dorit und Jörg Westphal tanzten in diesem Jahr ein letztes Turnier um die Weltrangliste der Senioren I S Standard mit insgesamt 26 Paaren aus Europa, hauptsächlich estnisch, finnisch und russischen Paaren.
Das Startfeld fiel von vorn herein als lösbares Problem auf. Die Endrunde bestand zweifellos aus Toppaaren, an den durchaus nicht gekratzt werden konnte. Sonst aber wäre alles drin gewesen und das Semifinale hat gerufen. Aber ganz ehrlich, wir haben es in den Sand gesetzt. Im Langsamen Walzer ohne Harmonie, im Tango voller Gewalt und im Quickstep noch immer ohne perfekter Folge. Wiener gut und Slow Fox okay. Das reicht nicht. Am Ende wurde es Platz 19.
Darüber kann und muss man sich ärgern und enttäuscht sein, aber die Fehlersuche, die alle Paare gern auf irgendetwas anderes lenken als auf das eigene Tanzen führt nur zu einem Schluss: Es fehlt an Training! Es ist nämlich alles machbar. Genau das ist der Grund und genau das muss 2013 anders werden. Dafür werden wir uns Zeit einräumen! Die Weltspitze wartet nicht auf Hobbytänzer.
Es wäre auch falsch dies nicht offen zuzugeben und Misserfolge an dieser Stelle zu verschweigen. Das interessiert manchmal mehr als andauernde Erfolgsnotizen. Wir legen das allen Paare nahe, sich damit auseinander zu setzen, offen und ehrlich zu berichten und mehr an sich selbst zu arbeiten. Tanzreisen haben den gewissen Mehrwert, aber kräftige Reisekosten ohne den Hauch einer Chance sind nicht sinnvoll. Ob Tallinn, Berlin oder nur Hamburg – Reiseveredelung durch gutes Tanzen ist nicht in Geld aufzuwiegen.
Foto: Dorit Westphal