14. Baltic Senior 2016
im Rahmen der 122. Kieler Woche
Zum 14. Mal fand am dritten Juni – Wochenende in Schönkirchen bei Kiel die Baltic Senior statt und stellte unter Beweis, dass beim größten Segelsportevent der Welt auch unser Tanzsport ganz groß geschrieben wird. Drei Millionen Besucher aus aller Welt zieht die Kieler Woche jährlich in den Norden und darf sich neben den vielen sportlichen Highlights auch größtes Volksfest Nordeuropas nennen. Und wer einmal den Vergleich zum Münchner Oktoberfest wagt, wird bekanntlich immer feststellen, dass die Kieler Woche deutlich mehr zu bieten hat als die Wies‘n.
Der Tanzsportverband Schleswig – Holstein und die Vereine TSC Rot-Gold Schönkirchen, Tanzen in Kiel, die TSA des Preetzer TSV und das Team Altenholz freuten sich, dass auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Paare aus ganz Deutschland und Dänemark an den Start gingen. Insbesondere die jährlich ansteigende Zahl der Paare aus Dänemark, die immer gleich mit einem lautstarken Fanclub anreisen, der das deutsche Publikum im Applaus in den Schatten stellt, ist der Erwähnung wert. In diesem Jahr kamen erstmals über 20 Paare, die zu fast 50 Starts antraten.
Cornelia und Hans-Joachim Straub vom Hessischen Tanzsportverband stellten ihre Dienste und die gesamte Technik von „Hessen tanzt“ wieder zur Verfügung. Das junge Musikteam SH unterhielt Paare und Besucher mit aktuellen Tanzhits, die gerade von den Senioren (oft gut gemeint) vermisst werden. 96 ehrenamtliche Helfer aus den Vereinen sorgten für einen reibungslosen Ablauf und einem festlichen Rahmen. Und 40 Wertungsrichter aus acht Landesverbänden sowie aus Dänemark und den Niederlanden trafen faire Entscheidungen, die auch allen Anforderungen an notwendiger Objektivität eines Großturniers gerecht wurden. Mit knapp 450 Starts blieb jedoch die Baltic Senior hinter den Vorjahreszahlen, was die Veranstalter traurig stimmte.
Das Lob und die Dankbarkeit der vielen Paare, die nicht müde werden zu betonen, dass die Baltic Senior in jedem Fall zu den besten Tanzsportevents eines Jahres gehört, ist die Mühe dann aber doch wert. Im Mittelpunkt steht dabei immer, dass die Baltic Senior, von norddeutschem Charme geprägt, besonders herzlich und freundlich in allen Bereichen ist. Die lichtdurchflutete Albrecht-Zimprich-Halle, die im Alltag nur eine normale Turnhalle ist, wird so aufwendig dekoriert und mit Parkett für drei synchron betanzbare Flächen ausgestattet. Drum herum befinden sich zahlreiche Shops mit Tanzsportbedarf und die „Futterecke“, die für das leibliche Wohl sorgt. Nichts lässt mehr auf den Turnhallencharakter schließen, und genau das bekommt niemand sonst in Deutschland so schön hin. Keine andere Veranstaltung verfügt über eine eigene Smartphone – App, die über das offene WLAN der Halle die Paare und den Rest der Welt über Ergebnisse, Fotos und Livestreams auf dem Laufenden hält. Die Senioren sind also mehr als im Trend.
Die Baltic Senior gehört zur Kieler Woche! Ja, viele Paare genießen die ausklingenden Abende gern auf der 8 km langen Partyzone rund um die Förde. Die schier unglaublich explodierenden Hotelpreise im Umkreis von 50 km macht es für viele Tänzerinnen und Tänzer aber auch wirklich schwer. Schwer wiegt für die Veranstalter, dass allein die 12 Tonnen Parkett, welche Jahr für Jahr aus Nordrhein-Westfalen angefahren werden, den Veranstaltungshaushalt mit über 6.000 Euro belastet. Bei fallenden Startzahlen gerät die tolle Baltic Senior dann leider in ein vierstelliges Minus. Das finanzielle Engagement des Hauptsponsoren Kieler Volksbank, kann das bei weitem nicht auffangen. Das sollte nicht verheimlicht werden.
Die 15. Baltic Senior findet am 17. und 18. Juni 2017 statt. Wir laden heute schon die Seniorenpaare des Nordens und aus allen Teilen der Republik ein, unsere wirklich tolle Veranstaltung zu besuchen. Wir versprechen ein tolles Turnierwochenende!
Besonders die Lateiner dürfen sich freuen, denn im Rahmen der 15. Baltic Senior werden 2017 Eure Landesmeisterschaften der Nordverbände durchgeführt. Und der Tanzsportverband Schleswig-Holstein verspricht allen Paaren, die mehr als 10 Baltic – Starts über 10 Folgejahre nachweisen, dass sie vom Startgeld befreit werden.
Helena Krauter + Matthias Wolff, Altenholz
Tanzsport auf der Baltic:
Von den 46 angesetzten Turnieren aller Klassen musste lediglich ein Breitensportwettbewerb abgesagt werden. Mit knapp 30 Minuten Zeitverzug an beiden Tagen war es zwar nicht ganz auf den Punkt zu bringen, dafür aber blieb den Turnierleitern Zeit, die Paare entsprechend zu würdigen und vorzustellen.
Am Samstag wurde die Senioren I A und S Latein kombiniert. Am Sonntag wurde die Senioren II A und S Latein und wegen einem Aufstieg die Senioren I A und S Standard kombiniert. Ranglistengeplagten Paaren der Senioren I S Standard und Latein darf für die Zukunft hier die Baltic auch wärmstens ans Herz gelegt werden. Wir bieten Euch einen Turnierrahmen mit Dancecomp – Flächengröße, tollem Publikum und die Chance auf einen Treppchenplatz.
Die vollsten Klassen waren die Senioren II und III B, sowie die III und IV S. Generell aber auch alle Klassen im Bereich des Seniorenalter III. Auffällig „leer“ war die Altersklasse Senioren I. Beängstigend ist, dass die Senioren I D inzwischen zu kleinsten Klassen gehört. Das liegt nicht daran, dass die Paare nicht kommen möchten, sondern daran, dass es die Paare nicht gibt. Diese Entwicklung muss für alle Vereine mit wesentlich mehr Aufmerksamkeit verfolgt werden, denn es bedroht alle künftigen Turniere. Es fehlt ganz offensichtlich an entsprechender Nachwuchsarbeit im Übergangsalter zwischen Hauptgruppe und Senioren.
Das tolle Glassegel, der Baltic – Pokal blieb 20 Mal im Norden. 15 Glaspokale gingen an schleswig-holsteinische Paare, drei gingen nach Mecklenburg-Vorpommern, je einer nach Hamburg und Niedersachsen. Das Grand der Pokale ging nach Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern. Scheinbar trennt die Baustelle auf der A7 Kiel weiter von Hamburg als vom Süden Deutschlands.
Für den zweiten Tag stellte uns die Stadt Kiel für alle Sieger die seit 65 Jahren traditionelle Kieler Woche – Plakette zur Verfügung, die eigentlich nur an die Sieger der Segelsportler geht und in jedem Jahr anzahlmäßig extrem begrenzt gehalten wird. Sie könnte bei guter Pflege in einigen Jahren zu ganz phantastischen Sammlerpreisen veräußert werden.
Erfolgreichstes Paar der Baltic 2016 waren Anke Sieberns und Jörg Massold vom TC Hanseatic Lübeck. Sie gewann an beiden Tagen die Senioren II C Standard und am Sonntag auch die Senioren I C Standard. Den Sieg an beiden Tagen erreichten Anne Hinz und Oliver Lutthardt vom TC Concordia Lübeck in der Senioren III S Standard. Gabriele und Karl – Heinz Haugut vom TSC Rot-Gold Casino Nürnberg gewannen an beiden Tagen die Senioren IV S Standard.
Glückwunsch geht an folgende Aufsteiger: Nike Schmidt und Michael Groth vom Club Saltatio Hamburg stiegen in die Senioren I A Standard auf. Bettina und Ralf Czychon von der Tanzsparte des Gettorfer TV stiegen in die Senioren II B Standard auf. Sandra und Jan Wegener vom Flensburger Tanzclub tanzen ab sofort die Senioren II C Standard. Valentina und Stefan Holz von der TSA des VfL Pinneberg erreichten die Senioren I B Standard. Marina und René Weinberg vom Club Céronne im ETV Hamburg und Liuba Penova Mattes und Peter Schaldemos vom Flensburger Tanzclub stiegen in die Senioren I S auf. Heike Häfner-Feindura und Yven Feindura vom TSC Rot-Gold Casino Nürnberg tanzten insgesamt fünf Turniere beider Sektionen und krönten das Wochenende im Standard mit dem Aufstieg in die A – Klasse.
Liuba Penova Mattes und Peter Schaldemos, Flensburg
Für den größten Lacher (oder die größte Peinlichkeit) sorgte ich (der Autor als Turnierleiter) selbst am Samstagabend. Es standen zum Tagesabschluss noch zwei Siegerehrungen in der Senioren III und II A Standard aus. Ein uns alle mehrfach pro Tag überkommendes Bedürfnis und das wie immer schnell flüchtende Publikum am Ende beflügelten meine Abschlussworte nach der Ehrung der III A, um mich dann sofort aus der Halle zu bewegen.
Dort standen allerdings noch die sechs Paare der II A und mit Rosen bestückt schon zum Einsatz bereit das Team der Siegerehrung. Wo will er denn hin? Das Musikteam hielt die Musik unter Dampf.
Glücklicherweise gelang es zwei Suchenden mich auch nach einigen Minuten am Örtchen zu finden und mich davon zu überzeugen, dass noch sechs Paare gern ihre Siegerehrung vor meiner Schlusszigarette hätten. Sorry…
Annette und Siegbert Hübner, Kiel
Gabriele + Karl – Heinz Haugut, Nürnberg
Alle Fotos von Carola Bayer, Ahrensburg